Kannibalismus und Nekrosen: Es fängt im Darm an
Im gesunden Zustand zeigt das geschädigte Tier Ausweich- und Abwehrverhalten gegenüber dem beißenden Tier. Dieses Verhalten bleibt bei Auftreten von Nekrosen (beispielsweise an Schwanz oder Ohren) aus, da der einsetzende Juckreiz das Beißen durch andere Tiere zulässt. Dieses Akzeptanzverhalten führt zu Verletzungen und es entstehen Eintrittspforten für Infektionserreger. Neben verschiedenen infektiösen Ursachen sind Endo- und Mykotoxine als nicht-infektiöse Auslöser von Nekrosen bekannt. Mykotoxine können von Schweinen über das Futter, aber auch bereits über die Gebärmutter sowie über die Muttermilch von Sauen auf Ferkel übertragen werden. Im Dünndarm schwächen Mykotoxine die Darmbarriere und erleichtern zusätzlich den Endotoxinen den Übertritt in den Blutkreislauf. Reichern sich diese an, kann dies zu Gerinnungsstörungen führen.
In einem Sepsis-Modell konnte gezeigt werden, dass Endotoxine für das Auftreten von Zyanosen (Hautverfärbung in Folge von Sauerstoffmangel im Blut) an Ohrrändern und Schwänzen bei Ferkeln mitverantwortlich sein können. Im weiteren Verlauf des Modells bildeten sich aus den Zyanosen erste Nekrosen. Die Entstehung lässt sich auf jene Blutgefäßverstopfungen zurückführen (HAMILTON et al. 1978). In neueren Studien werden Endotoxine als Mitauslöser für MMA beschrieben. Somit können auch die Sauen, besonders durch die oben beschriebene Übertragung über die Milch auf das Ferkel, in Bezug auf Kannibalismus und Nekrosen von Bedeutung sein. Es lässt sich also festhalten, dass ein durchlässiger Darm und der damit verbundene Übertritt von Toxinen, das Blut gerinnen lassen und somit zur Entstehung von Nekrosen beitragen kann.
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